Noch ist es kalt, nass und grau in der Natur, vielleicht gibt es auch noch mal Schnee. Aber er ist auf dem Weg – der Frühling. Die ersten Blumen beginnen zu blühen, Bäume und Sträucher entwickeln die ersten Blätter und zarte Knospen beginnen zu sprießen.
Sobald sich die Sonne wieder etwas öfter zeigt, verändert sich die Pflanzenwelt jeden Tag. Es gibt also immer wieder etwas Neues zu entdecken auf unserem Naturerlebnispfad Alraune.
Auch die Vögel beginnen wieder den Tag mit ihrem Gesang zu begrüßen, die ersten suchen schon Material für den Bau ihrer Nester. Jetzt sind sie besonders gut zu beobachten, da die meisten Bäume und Sträucher noch kahl sind und kein dichtes Blätterdach die Sicht auf unsere gefiederten Freunde versperrt.
Meldet euch also an und kommt auf einen Besuch bei uns vorbei. Wir freuen uns auf euch!
So, da bin ich wieder und erzähle euch wie die Geschichte weitergeht.
Als sie den Palast erreichten, versammelte sich das „Dunkle Volk“ in der großen Halle. Sie bildeten einen großen Kreis, in dessen Mitte „Schönbein“ und „Glanzhaar“ abgesetzt wurden. Verängstigt hielten sich die beiden eng umschlungen. „So, da haben wir also zwei Gäste“, sagte „Rattenfürst“. „Was machen wir denn nun mit euch?“ „Lasst uns sofort gehen“, forderte „Glanzhaar“. „Wir wollen nach Hause“, bat „Schönbein“. „Ich glaube ich habe eine bessere Idee“, antwortete „Rattenfürst“. „Ihr bleibt hier und morgen werden wir sehen, was ihr euren Leuten wert seid.“ „Das könnt ihr nicht machen“, beschwerten sich die beiden. Ungefähr die Hälfte der Zuschauer johlte vor Begeisterung und klatschte Beifall, die anderen, darunter „Blutrose“, blieben still.
„Oh doch“, grinste „Rattenfürst“. „Hartfels“, hol die Schnur die die Riesen zum Fische fangen benutzen“. „Hartfels“, einer der beiden „Steinernen“, die die Frauen gefangen hatten, machte sich auf und kam schnell mit einem großen Knäuel der gewünschten Schnur zurück. „Schneidet ein paar körperlange Seile aus dem Gewusel“, sagte „Rattenfürst“ und schnell machten sich zwei aus der Menge an die Arbeit.
„Bitte nicht, lasst uns frei“, baten „Schönbein“ und „Glanzhaar“. Aber sie wurden gepackt und zu zwei der zahlreichen Stützen des Palastdaches gezerrt. Die meisten waren aus Holz, aber einige auch aus dem Material der Riesen, das die Leute vom „Dunklen Volk“ im angrenzenden Park gefunden hatten. Mit den Schnüren wurden die beiden Gefangenen an je eine Stütze gebunden, so fest, dass sie sich nicht mehr bewegen konnten.
„Ihr Grobiane, bindet uns sofort wieder los“, forderten die beiden. „Ihr redet zu viel“, antwortete „Rattenfürst“. Er bat „Tausendschön“, seine größte Verehrerin, um ein Stück Stoff. Die griff in ihren Rucksack und holte ein langes Halstuch heraus. Eigentlich war es ihr Lieblingshalstuch, aber für „Rattenfürst“ würde sie alles hergeben. Der zerriss das Tuch in zwei Hälften in zwei Hälften. Er ging zu „Schönbein“ und band ihr damit den Mund zu. „Nein, bitte nicht“, flehte „Glanzhaar“. Aber schon war auch ihr Mund verbunden. Alles was jetzt noch zu hören war ein leises „Hmmmpf“. „So ist es doch viel ruhiger“, meinte „Rattenfürst“ grinsend. „Morgen sehen wir weiter“.
Nach und nach löste sich die Versammlung auf und die meisten gingen zu ihren Wohnungen, die abgetrennt am Rande des großen Saales lagen. Nur „Hartfels“ blieb als Wächter zurück.
„Blutrose“ war an den Fluss gegangen um den Mondaufgang zu bewundern. Als der fast volle Mond ganz zu sehen war machte sie sich wieder auf den Weg in die Palasthalle. „Ich löse dich ab, ich kann eh nicht schlafen“, sagte sie zu „Hartfels“. „Klasse, das ist echt lieb von dir“, freute der sich und eilte zu seinem Bett. „Oh nein,“ dachten die beiden Gefangenen, „jetzt wird sie uns bestimmt piesacken und wir sind völlig hilflos. Wir hätten es mit ihr ja auch gemacht, bitte nicht zu doll“.
Aber „Blutrose“ setzte sich auf einen Hocker und wartete einfach ab. Nach einiger Zeit ging sie zum Eingang und rief „Die Luft ist rein“. Aus dem Dunkel der Nacht erschien „Flechthaar“. „Komm, wir schneiden die beiden los und lassen sie laufen“, sagte sie. Ein erstauntes „Hmmmmpf“ war von „Glanzhaar“ und „Schönbein“ zu hören. Damit hatten sie nicht gerechnet.
„Den Stofffetzen behaltet ihr noch bis wir draußen sind, ihr beiden redet echt manchmal zu viel“, meinte „Blutrose“ grinsend. „Hmmmpf“, war die zustimmende Antwort. Draußen angekommen befreiten sich die beiden von ihrem Knebel. „Danke euch“, sagte „Schönbein“. „Das war sehr lieb von dir“, sagte „Glanzhaar“ zu „Blutrose. „Begleitest du uns nach Hause, Flechthaar?“ „Nein, ich verbringe die Nacht mit meiner Freundin“, antwortete er. „Was? Sie?“ Die beiden waren sehr überrascht. Sie waren beide in „Flechthaar“ verliebt, er hatte aber kein Interesse an ihnen gezeigt. Alle vermuteten, dass er eine heimliche Freundin hatte. Und die war also „Blutrose“.
Sehr erleichtert, dass alles so glimpflich ausgegangen war, und etwas enttäuscht, das sie beide ihre Hoffnung auf „Flechthaar“ endgültig aufgeben konnten, gingen die beiden zu ihrer Wohnung. „Blutrose“ und „Flechthaar“ verschwanden Händchen haltend im Dunkel der Nacht.
Am nächsten Morgen entdeckte „Rattenfürst“ die Flucht der beiden. Wütend rief er „Hartfels“ herbei: „Wie konntest du die beiden entwischen lassen?“, tobte er. „Hab‘ ich gar nicht“, rechtfertigte der sich. „Blutrose“ hat mich abgelöst, du hättest mich ja die ganze Nacht nicht schlafen lassen. „Blutrose? Das darf ja wohl nicht wahr sein! Ich berufe sofort eine Versammlung ein“, sagte „Rattenfürst“.
Es dauerte etwas, aber dann hatte sich das „Dunkle Volk“ in der Halle versammelt. „Rattenfürst“ begann: „Blutrose hat uns alle verraten und die Gefangenen befreit. Wie wollen wir sie dafür bestrafen?“ Ein Teil der Menge brüllten ihre Vorschläge in die Versammlung, am lautesten war „Tausendschön“: „Wir sollten sie selber festbinden und mit Brennnesseln streicheln!“ Ungefähr die Hälfte der Menge johlte vor Begeisterung, aber eine ebenso große Anzahl blieb still. „Ihr solltet euch erst einmal anhören, welche Gründe ich hatte“, sagte „Blutrose“ so laut, das es alle hören konnten.
„Ich habe gestern Abend noch mit „Weiser Weissbart“, „Flechthaar“ und ein paar anderen gesprochen…“ „Noch mal Verrat“, tobte „Rattenfürst“. „Nun lass mich bitte ausreden“, fuhr sie fort. „Du hast mit deiner Aktion gestern alle Regeln für die Nutzung der „Leckerwiese“ gebrochen. Und wir haben nicht die anderen verjagt, sondern sie uns. Ich habe die beiden freigelassen und dafür können wir in Zukunft die „Leckerwiese“ jeden Tag nutzen, abwechselnd morgens und abends, damit es keinen Ärger mit den anderen gibt.“
Jetzt kippte die Stimmung. Plötzlich klatschten fast alle Beifall: „Toll, „Blutrose“, damit ist ja alles wieder wie vorher, sogar noch besser für uns. Wenn einer eine Bestrafung verdient hat, dann wohl eher „Rattenfürst“, rief „Hartfels“ in die Menge. „Rattenfürst“ wurde rot vor Zorn: „Niemand hier bestraft mich, ich bin euer Anführer!“ „Wir brauchen keinen Anführer“, erwiderte „Blutrose. Fast alle klatschten laut Beifall, nur „Tausendschön“ und eine Handvoll anderer schwieg. „Wenn das so ist, werde ich euch verlassen“, brüllte der selbsternannte Anführer. „Wer wirklich zum „Dunklen Volk“ gehört, kommt mit mir! Und die Ratten nehme ich auch mit!“
„Dann geht, das ist vielleicht für uns alle am besten“, sagte „Blutrose“. „Rattenfürst“, „Tausendschön“ und eine Handvoll anderer machten sich auf um ihre Sachen zu packen. Zusammen mit den Ratten gingen sie zum Fluss, um auf drei oder vier der Flöße den Fluss hinab zu fahren. Die Flöße wurden von den kleinen Riesen gebaut und zu Wasser gelassen. Wenn sie sich dann später am Ufer verfingen, holte das „Dunkle Volk“ sie sich.
Und so machten sich „Rattenfürst“, die Ratten und seine verbliebenen Anhänger auf ihre Reise in Ungewisse.
Text: Michael Dodt, Zeichnungen: Manuela Tolksdorf
Hallo, „Weiser Weissbart“ ist wieder da mit einer neuen Geschichte für euch. Diesmal handelt sie vom „Dunklen Volk“. Bevor ich beginne sie zu erzählen, möchte ich euch erstmal von der Entstehung des „Dunklen Volkes“ berichten:
Wie überall gibt es auch bei unseren Völkern immer ein paar Wesen, die etwas anders sind als die anderen. Im „Dunklen Volk“ haben sich einige von ihnen zusammengeschlossen und so eine neue Gemeinschaft gebildet. Viele von ihnen unterscheiden sich von uns, sind sehr nachdenklich, ziehen sich öfter mal zurück, lieben eher den Schatten als das Licht und den Mond als die Sonne.
Sie leben auf der anderen Seite des Flusses unter sich, in einem – wie sie sagen – Palast in den Brombeersträuchern. Die Decke ist aus einem Material der Riesen, das sie im angrenzenden Park gefunden haben. So sind sie vor Wind und Regen geschützt. Bis vor kurzem hatten sie wie alle anderen Gruppen des „Kleinen Volkes“ keine richtigen Anführer, aber das hat sich jetzt geändert. Einer von ihnen, „Rattenfürst“, gewinnt immer mehr an Einfluss und viele des „Dunklen Volkes“ folgen seinen Entscheidungen.
„Rattenfürst“ ist der Zwillingsbruder von „Flechthaar“, der später ebenfalls in dieser Geschichte eine wichtige Rolle spielen wird. Er hat durch Essensreste der Riesen die Gunst von vier Ratten gewonnen, auf denen er und drei der anderen auch reiten können. Unter den Ratten herrscht eine strenge Rangordnung, so werden die schwächsten immer zum probieren von Futter ausgeschickt. Es könnte ja von den Riesen vergiftet worden sein. Diese vier gehörten zu den Testern, und alle anderen Ratten konnten auf ihnen herumhacken. So fiel es „Rattenfürst“ leicht, sie an sich zu gewöhnen und abzurichten.
So, nun aber zu der Geschichte: Vor ein paar Tagen kam „Schleckermaul“, ein junger Mann von uns, ganz aufgeregt zu mir: „Weiser Weissbart“, du musst uns helfen. Wir haben auf der „Leckerwiese“ Früchte vom Boden aufgesammelt, als plötzlich eine große Gruppe vom „Dunklen Volk“ auftauchte. Vier von ihnen ritten auf Ratten und sie haben uns von der Wiese gescheucht. Gegen sie und ihre Ratten hatten wir keine Chance.“ „Haben sie euch verprügelt?“ wollte ich wissen. „Nein, wir sind schnell genug abgehauen“, antwortete „Schleckermaul“. „Dann gehen wir zu „Flechthaar“, der kann uns helfen“, sagte ich.
„Flechthaar“ gehört zu den „Die auf Fröschen und Molchen reiten“, er selber fliegt gelegentlich auf einem Habichtmännchen, mit dem er sich angefreundet hat, durch die Luft. Er ist größer als die meisten von uns und hat sein Haar mit Wasserpflanzen zu vielen kleinen Zöpfen geflochten. Obwohl er echt groß ist muss es ein Habichtmännchen sein, denn die sind viel kleiner als die Weibchen. So ein Weibchen wäre selbst für ihn zu groß.
Nachdem wir ihm von dem Streit auf der „Leckerwiese“ berichtet hatten sagte er: „Ihr trommelt so viele von uns zusammen wie ihr könnt, ich gehe „Scharfkralle“, meinen Habichtfreund, rufen. Mit ihm werden wir das „Dunkle Volk“ und die Ratten schon vertreiben.“
Eigentlich nutzen wir und das „Dunkle Volk“ die Früchte der „Leckerwiese“ beide, auch wenn wir uns dabei aus dem Weg gehen. Dort gibt es Pflaumen, Kirschen, Birnen, Äpfel und Sanddorn.
Aber verjagen konnten wir uns nicht gefallen lassen. Also versammelten wir möglichst viele vom Kleinen Volk, bis auch schon „Flechthaar“ auf seinem Habicht eintraf. Als wir auf der „Leckerwiese“ ankamen waren fast alle des „Dunklen Volkes“ mit dem aufsammeln und zerteilen der heruntergefallenen Früchte beschäftigt. Am Rand bewachten „Rattenfürst“ und drei andere auf den Ratten die Arbeit. Als sie uns entdeckten rief er: „Na, habt ihr noch nicht genug? Dann zeigen wir es euch jetzt richtig!“
Aber schon kam „Flechthaar“ auf „Scharfkralle“ angeflogen und die Ratten quiekten laut vor Schreck: „Oh nein, nicht unser Erzfeind“. Sie warfen ihre Reiter ab, bis auf „Rattenfürst“, der sich auf seiner Ratte halten konnte. Alle stürmten in panischer Flucht in Richtung Brombeerberg, um über den Fluss zu ihrem Palast zu gelangen. Die anderen des „Dunklen Volkes“ hatten ohne ihre Reiter den Mut verloren und folgten ihnen.
Wir jubelten laut: „Das habt ihr nun davon“ und verfolgten die Fliehenden bis zum Fuß des Brombeerberges. Mit dabei waren auch „Schönbein“ und „Glanzhaar“, die „Blutrose“ unter den Früchtesammlern entdeckt hatten. Früher waren die drei beste Freundinnen gewesen, aber dann hatten sie sich auseinandergelebt, weil sie anders als die beiden immer nachdenklicher wurde und oft für sich alleine sein wollte. Um ihr Leben auf ihre eigene Art zu leben war sie dann zum „Dunklen Volk“ gezogen.
„Komm, lass uns unserer alten Freundin eine kleine Abreibung verpassen“, sagte „Schönbein“ zu „Glanzhaar“. „Blutrose“ mit ihrem langen, leuchtenden Haaren in der Farbe des Sanddorns stach deutlich unter den anderen Fliehenden hervor. Die beiden hatten sie schon fast erreicht, als die Flüchtende im Dickicht am Fuße des Brombeerberges verschwand. Dort hinein konnten sie nicht auf Frosch und Molch reiten, aber sie machten sich zu Fuß an die Verfolgung.
Eilig rannten die beiden durch das Unterholz und konnten die Verfolgte schon fast schon berühren. Doch plötzlich wurden sie von zwei ehemaligen „Steinernen“ gepackt, die sie übersehen hatten. Die waren viel stärker als sie und warfen sich die wild zappelnden Frauen einfach über die Schulter und schleppten sie davon. „Hey, sofort los lassen, das könnt ihr nicht machen“, rief „Schönbein“. „Aua, du tust mir weh“, beschwerte sich „Glanzhaar“, aber ihre beiden Entführer kannten kein Erbarmen.
Sie trugen ihre Gefangenen über den „Brombeerberg“ zum Fluss und überquerten ihn auf einer Holzbrücke, die die letzten Flüchtenden hinter sich auf ihre Seite des Flusses zogen, damit ihnen niemand weiter folgen konnte. Allerdings hatte keiner von uns die Absicht dazu, denn alle bis auf „Schönbein“ und „Glanzhaar“ hatten die Verfolgung am Fuße des Brombeerberges eingestellt.
Als sie den Palast erreichten versammelte sich das „Dunkle Volk“ in der großen Halle.
Anmerkung „Weiser Weissbart“: So, nun müssen wir eine Pause machen, die Geschichte wird sonst zu lang. Wie es weitergeht, erfahrt ihr demnächst.
Text: Michael Dodt, Zeichnungen: Manuela Tolksdorf
Es ist mal wieder soweit, ich, „Weiser Weißbart“, habe eine neue Geschichte für euch. Sie begann vor ein paar Tagen. Der Gesang von „Feine Feder“, einem Rotkehlchen, hatte sich plötzlich verändert. Die Riesen lieben die Lieder dieser Singvögel, aber wir vom „Kleinen Volk“ verstehen sie auch. In das typische: „Hier ist mein Revier, haltet bloß Abstand“ mischte sich ein schrillerer Ton: „Hilfe, Hilfe“.
Ich machte mich auf den Weg, um der Sache auf den Grund zu gehen. „Feine Feder“ saß im dichtesten Geäst eines Baumes im Mittelpunkt ihres Reviers. „Was ist denn los?“, fragte ich. „Oh, ein Sperber hat es auf mich abgesehen“, antwortete sie. „Naja, das ist zwar gefährlich für dich, aber Sperber jagen doch alle kleinen Singvögel.“ „Stimmt schon, nur diesmal ist es persönlich.“
„Wieso das denn?“, wollte ich wissen. „Naja, ich glaube ich habe es etwas übertrieben“, kam die Antwort. „Vor zwei Tagen hat ein Sperber mich gejagt, aber ich konnte mich in diesen Baum retten. Hier kommt er nicht rein, dafür ist er zu groß. Dann habe ich ihn verspottet als unfähigen Jäger, großen Tollpatsch und dazu noch ein paar andere Beleidigungen“, gab „Feine Feder“ kleinlaut zu. „Hmm, das war nicht sehr schlau von dir.“ Normalerweise gibt ein Sperber die Jagd nach einem Misserfolg auf und sucht sich eine andere Beute. „Jetzt lauert mir auf und greift mich an, sobald ich den Baum verlasse. Ich habe seitdem nichts mehr gegessen.“
„Nun, ich werde sehen was ich für dich tun kann“, sagte ich. Zuerst bat ich „Kieselgrund“, einen der „Steinernen“, einen fetten Regenwurm zu erbeuten und ihn dem hungernden Rotkehlchen zu bringen. Die „Steinernen“ sind zwar nicht größer als die anderen vom „Kleinen Volk“, aber viel stärker. Mich könnte ein dicker Regenwurm, der länger als ich ist, in einige Schwierigkeiten bringen. Danach überlegte ich mir eine Lösung für das Problem von „Feine Feder“.
Ein Sperber hat eigentlich nur einen echten Feind, den Habicht. Der sieht zwar aus wie sein großer Bruder, macht aber gerne Jagd auf seinen kleineren Verwandten. Dann fielen mir die „Die in der Luft schweben“ ein, eines unserer Völker (das bereits in der Geschichte „Die Bienenkönigin“ eine wichtige Rolle spielte). Sie lieben Musik und Tanz und stellen sehr feine Musikinstrumente her. Ich machte mich auf zu ihrem Baum, wo sie im dichten Gewirr der Äste in runden Nestern wohnen. Die erste, die ich dort entdeckte, war „Vierflügel“. Anders als die meisten anderen ihrer Art hat sie vier statt zwei Flügel, wie auch die Libellen.
„Guten Morgen meine Schöne“, begann ich sehr höflich. So vergnügt, wie sie in der Luft herumtanzte, brauchte ich nicht zu fragen wie es ihr ging. „Ich störe dich nur ungern, aber ich hätte da eine Bitte.“ Ich erzählte ihr von dem Problem des Rotkehlchens und von meiner Idee, eine Flöte zu bauen, die genau wie der Schrei des Habichts klang. „Hmmm, das klingt nach einer sehr interessanten Aufgabe“, meinte „Vierflügel“. „Das mache ich echt gerne, aber ich werde mindestens einen ganzen Tag dafür brauchen.“ „Vielen Dank schon mal, gib mir einfach Bescheid, wenn Du sie fertig hast.“
Ich berichtete „Feine Feder“ von dem Gespräch, die sehr erleichtert war, und machte mich dann auf den Weg nach Hause, um in aller Ruhe einen Tee und ein Pfeifchen zu genießen. Als ich am nächsten Morgen noch nichts von der Geflügelten gehört hatte, bat ich „Kieselgrund“, noch einen Regenwurm für das Rotkehlchen zu besorgen. Gegen Mittag tauchte „Vierflügel“ bei mir auf. „Da ist die Flöte, das war viel Arbeit, aber es hat auch echt Spaß gemacht, so eine Herausforderung zu meistern“, sagte sie stolz lächelnd. „Ich danke dir sehr“, antwortete ich. „Dann probiere ich sie mal aus“. Und tatsächlich, die Flöte klang genau wie der Schrei des Habichts. „Phantastische Arbeit“, lobte ich die Künstlerin.
Mit einem breiten Grinsen flog sie davon. Ich suchte noch zwei kurze, geflochtene Bänder zusammen und machte mich dann auf den Weg zum Rotkehlchen. „Feine Feder“ hockte noch immer im Schutz ihres Baumes. „Sieh mal, was ich für dich habe“, sagte ich. Dann blies ich in die Flöte und sie zuckte vor Schreck zusammen. „Wow, das klingt echt wie der Habicht“, jubelte sie. „Aber wie soll ich sie immer bei mir haben, ich habe ja keine Hände wie du?“
„Auch daran habe ich gedacht“, antwortete ich und zeigte ihr die Bänder. „Damit können wir die Flöte an eine deiner Zehen binden und du hast sie immer bei dir.“ Also machte ich mich ans Werk und sie blies noch einmal in die Flöte. Dann startete sie, um zu testen wie es sich mit der Flöte so fliegen ließ. Nach ein paar Runden landete sie wieder vor mir. „Toll, ich kann genauso gut fliegen wie vorher, die Flöte behindert mich überhaupt nicht“, freute sich „Feine Feder“.
Zufrieden mit der Lösung des Problems machte ich mich auf den Weg nach Hause. Aber nicht alle waren glückliches glücklich über die künstlichen Habichtschreie, vor allem die Tauben und Eichhörnchen, die auch auf dem Speiseplan des Habichts standen, waren verärgert von dem ständigen Zusammenzucken, wenn der vermeintliche Raubvogel rief.
Ein paar Tage später hatten sich alle wieder beruhigt, denn der Sperber hatte seine Lauer auf das Rotkehlchen aufgegeben und „Feine Feder“ musste die die Flöte nicht mehr so oft benutzen. So, das war’s, bis zum nächsten Mal mit einer neuen Geschichte.
Text: Michael Dodt, Zeichnungen: Manuela Tolksdorf
Fast alle Menschen lieben Honig. Aber die wenigsten wissen auch, wie er geerntet wird. Dafür müssen als erstes die Waben aus dem Bienenstock entnommen werden. Damit das für die Bienen möglichst stressfrei abläuft, wird zunächst eine Bienenflucht zwischen dem Brutraum und dem Honigraum eingerichtet. Der Honigraum ist oben im Bienenstock, der Brutraum ganz unten. So können die Sammlerinnen zwar in den Brutraum krabbeln, aber nicht mehr zurück. Am nächsten Morgen wird früh aufgestanden, damit die Bienen keinen frischen und damit nassen Honig einbringen können. Jetzt können die vollen Waben entnommen werden.
Als nächstes werden die Waben entdeckelt, indem man die Wachschicht mit einem speziellem Werkzeug, der sogenannten Entdeckelungsgabel, entfernt.
Das Wachs wird aufbewahrt, daraus werden zum Beispiel Kerzen hergestellt. Dann werden die Waben in die Schleudertrommel gesetzt. Man startet mit einer langsamen Drehgeschwindigkeit, die nach und nach erhöht wird. Jetzt die Waben wenden und alles nochmal wiederholen.
Wusstet ihr das es ohne die fleißigen Bienen gar keinen Honig gebe? In ihrem kurzen Leben produziert eine Sammelbiene ungefähr einen Teelöffel Honig. Dazu besucht sie rund 60.000 Blüten und legt gut 800 Kilometer zurück. Für ein Glas Honig werden rund drei Liter Nektar benötigt. Um diese anstrengende Arbeit zu würdigen, lässt ihnen ein guter Imker immer einen Teil des Honigs, anstatt ihn durch Zuckerwasser zu ersetzen.
Da bin ich wieder, „Weiser Weissbart“, mit einer neuen Geschichte für euch. Dieses mal stehen die Bienen im Mittelpunkt. Beim Umgang mit ihnen ist für alle von uns aus dem Kleinen Volk Vorsicht geboten, denn sie sprechen keine Sprache, zumindest keine mit Worten. Wir können uns also nicht mit ihnen unterhalten. Ihre Sprache besteht aus getanzten Botschaften, die nur einer von uns allen beherrscht: „Bienentänzer“ von denen „Die in der Luft schweben“.
„Bienentänzer“ ist etwas anders als die meisten seines Volkes, er ist ruhiger, verträumter und nachdenklicher als seine eher verspielten Kollegen. Er hat die Tanzsprache der Bienen gelernt und kann sich so ohne in Gefahr zu geraten sogar in ihren Bienenstock wagen. Eines Tages kam er ganz aufgeregt zu mir: „Weiser Weissbart, ich war gerade bei den freien Bienen und es ist ganz schrecklich, ihre Königin „WeideSummSumm“ ist krank, sehr krank.“ Was fehlt ihr denn?“, fragte ich ihn. „Sie ist fast am ganzen Körper von einer pelzigen Schicht bedeckt, von winzig kleinen Wesen. Sie kann sich nicht mehr bewegen und ist ganz schwach.“
Ich fragte ihn nach ein paar mehr Einzelheiten und dann wusste ich, was zu tun war. Aber es war schwierig „Weißt du, wenn sich die Ameisen bedroht fühlen verspritzen sie einen Strahl, der einem ganz doll auf der Haut brennt. Aber lass mich mal in Ruhe nachdenken, denn wenn wir die Ameisen ärgern, um an diesen besonderen Saft zu kommen, werden sich viele von uns verletzen. Sie würden uns auch beißen.“ Ich ging einen Moment in mich, es musste doch eine bessere Möglichkeit zur Rettung der Bienenkönigin geben. Dann fiel es mir wieder ein: „Es gibt da eine Raupe, die Larve des Großen Gabelschwanzes. Wenn man die ärgert, versprüht sie einen Strahl derselben Flüssigkeit wie die Ameisen. Aber diese Flüssigkeit hilft auch gegen die Krankheit der Königin.“ „Und wo kann ich diese Raupe finden?“, fragte „Bienentänzer. „Du findest sie leicht am Flussufer, sie ist leuchtend grün, hat einen gegabelten Schwanz und ein rotes Maul. Sie ist ungefähr so groß wie wir. Aber du wirst Hilfe von zwei, besser drei anderen deines Volkes brauchen.“
„Wieso das?“, wollte „Bienentänzer“ wissen. „Diese Flüssigkeit ist für uns sehr unangenehm, sie kann uns sogar gefährlich werden. Einer von euch muss einen Eichelhut tragen, um die Flüssigkeit aufzufangen, die anderen sollten die Raupe ärgern und ablenken. Aber seid ganz vorsichtig und lasst euch nicht bespritzen!“, warnte ich ihn. „Bienentänzer“ flog los um seine Mitstreiter zu suchen und sich dann mit ihnen auf die Suche nach der Raupe zu machen.
Nach ein paar Versuchen entdeckten sie sie auf einem dickem grünen Blatt, das schon einige Löcher aufwies. Die Raupe war am fressen. Seine drei Mitstreiter pieksten die Raupe von der Seite und von hinten mit kleinen Stöcken, während „Bienentänzer“ vor ihr mit dem Eichelhut auf und ab tanzte. Schon nach kurzer Zeit spritzte die Raupe ihren Strahl ab und der geschickte „Bienentänzer“ fing ihn mit dem Eichelhut auf, ohne einen Spritzer abzubekommen. Schnell flogen die vier wieder zurück zu „Weiser Weissbart“.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte „Bienentänzer“. „Nun kommt der schwierige Teil, den nur du schaffen kannst“, antwortete ich. „Zunächst einmal musst du in den Bienenstock und den Bienen erklären, dass die Königin alleine in einem Raum sein muss. Dann stellst du den Eichelhut mit der Säure ab, die verdunstet langsam und so nach einem Tag sollte die Königin nicht mehr von den kleinen Milben befallen sein.
„Das sollte ich schaffen“, meinte „Bienentänzer“ zuversichtlich und machte sich auf den Weg zum Bienenstock. Der war in einer Weide, denn „WeideSummSumm“ war eine freie Bienenkönigin. Die meisten hier lebenden großen Bienenvölker nannten wir „Riesenbienen“, nicht weil sie so groß waren, sondern weil sie in eckigen Wohnungen lebten, die ihnen die Riesen gebaut hatten und die sie dort auch versorgten. Dafür nahmen sie ihnen ein Großteil des Honigs weg. Als Ersatz gab es Zuckerwasser oder ähnliches. „WeideSummSumm“ hatte eines Tages beschlossen lieber mit einem kleineren Volk aber in Freiheit zu leben.
Sobald „Bienentänzer“ sich dem Bienenstock näherte, kamen die Wächter auf ihn zugeflogen. Jeden anderen hätten sie angegriffen, um ihn zu vertreiben, aber „Bienentänzer“ tanzte sein Anliegen vor und die Wächterbienen ließen ihn in den Stock. Es ging vorbei an den Bieneneiern, den Waben in denen die Larven gefüttert wurden, bis zu einer speziellen Kammer, in der Königin stumm vor sich hin litt.
Er stellte den Eichelhut mit der Säure an einem sicheren Ort ab, tanzte eine Ehrerbietung an die Königin (man sollte ja immer die Form wahren) und machte sich dann auf den Rückweg an die frische Luft. Gerade für einen von denen „Die in der Luft schweben“ war so ein Bienenstock doch recht stickig.
Am nächsten Tag, es wurde schon so langsam dunkel, besuchte er mich wieder und brachte einen halben Eichelhut voll mit leckerem Honig mit. „Das ist die Hälfte von dem, was die Bienen mir für die Rettung ihrer Königin geschenkt haben. Ohne dein Wissen wäre es echt schwierig geworden. Denn die Ameisen, die auch diese Säure verspritzen, hätten uns wohl arg zugesetzt wenn wir es bei ihnen versucht hätten.“ „Da hast du wohl recht“, meinte ich. „Bis demnächst dann mal und danke, das Du an mich gedacht hast.“
Natürlich habe ich den Honig nicht für mich behalten, wir alle „Die in den Bäumen leben“ hatten eine ganze Zeit etwas von dieser für uns sehr seltenen Leckerei. Hilfsbereitschaft lohnt sich auch für den Magen.
So, tschüß erstmal und bald gibt es wieder eine neue Geschichte für euch.
Text: Michael Dodt, Zeichnungen: Manuela Tolksdorf
Wir vom Naturerlebnispfad Alraune sind wieder mit dabei
Am 17. – 18 Juni findet er auch dieses Jahr wieder statt, der lange Tag der Stadtnatur in Hamburg. Unter der Überschrift Naturschutz mit dem Motto „Reif fürs Schutzgebiet“ sind mehr als 200 Veranstaltungen in und um Hamburg geplant. Um nur zwei Beispiele zu nennen: „Naturparadies Krautsand“ oder „Kanutour Lebendige Kanäle“. Weitere Infos gibt es auf „ tagderstadtnatur.de“ und in der App „NATÜRLICH HAMBURG.“ Anmeldungen sind ab dem 30. Mai möglich.
Bei uns auf dem Naturerlebnispfad Alraune sind am 17.Juni drei Veranstaltungen geplant: Lasst euch überraschen, es wird auf jeden Fall lehrreich und spannend.
Auf jeden Fall gibt es wieder ganz viel zu erleben und zu entdecken!
Hallo, ich bin’s wieder, „Weiser Weissbart“. Und ich habe wieder eine Geschichte für euch. Diesmal stehen „Die auf Molchen und Fröschen reiten“ im Mittelpunkt. Sie sind ganz anders als wir, „Die in den Bäumen leben“. Uns erscheinen sie sehr eitel, da sie sehr stolz auf ihre schlanke Figur und ihre schönen langen Haare sind, sich meist nur sehr knapp bekleiden und einem Kommentare über ihr Aussehen sehr übel nehmen. Dafür betrachten sie uns als verschroben, nennen uns dick, weil wir durchaus stolz auf ein kleines Bäuchlein sind, das uns vor allem hilft gut über den Winter zu kommen.
Aber genug davon, ich beginne mit der Geschichte. „Schönbein“, die schulterlange blonde Locken hatte und „Glanzhaar“, die lange glatte schwarze Haare ihr eigen nannte, zwei junge Frauen der „Die auf Molchen und Fröschen reiten“ und die sich für die allerschönsten hielten, entdeckten eines Tages am Libellenweiher ein Wesen, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatten. Ähnlich wie die ihnen bekannten Molche, aber etwas größer und mit eine schwarz-gelben Haut. „Hey, wer bist du denn?“, fragte ihn „Schönbein“. „Ich bin „Kleiner Drache“, ein Feuersalamander“, antwortete der Lurch. „Und wo kommst du her, wir haben so ein Wesen wie dich hier noch nie gesehen“, wollte „Glanzhaar“ wissen.
„Ich komme aus einem großen Glaskasten, ein kleiner Riese hielt mich dort gefangen. Und nun wollte er mich nicht mehr und hat mich hier ausgesetzt“. „Das ist traurig für dich, aber immerhin bist du jetzt frei, dürfen wir auf dir reiten“, wollten die beiden wissen. „Lieber nicht, ihr würdet euch verletzen“, lehnte „Kleiner Drache“ ab. „Und ….“ „Papperlapapp. Wir sind beide erfahrene Reiterinnen“, unterbrach ihn Glanzhaar und schwang sich auf den Rücken des Feuersalamanders. Sie war von Hals bis zu den Füßen mit einem sehr enganliegenden Anzug aus gegerbter Ringelnatterhaut bekleidet, die übrigens die „Steinernen“ herstellen, denn obwohl sie diese Kleidung liebte, würde keine und auch keiner der „Die auf Molchen und Fröschen reiten“ jemals den dabei entstehenden Gestank ertragen. „Glanzhaar“, die nur ein paar Stücke aus fein genähtem Stoff aus Schilf und Wasserlilien trug, schwang sich hinter ihr auf den Lurch.
„Na gut“, murmelte „Kleiner Drache“, „ihr habt selbst schuld“, und krabbelte los. Laut feuerten die beiden jungen Frauen ihn an: „Los, schneller, wir fallen schon nicht runter“. „Ne, ihr springt gleich ab“, antwortete „Kleiner Drache“ und er behielt recht. „Au, was juckt denn da so und nun brennt es auch auf der Haut“, jammerte „Schönbein“ und sprang herab. „Hilfe, meine Beine sind ja ganz rot und pustelig“. Jetzt sprang auch „Glanzhaar“ ab und jammerte ebenfalls: „Aua aua, meine Füße brennen auch ganz doll!“ Auch die waren bereits gerötet und pustelig. „Hilfe, aua, das juckt und brennt ganz fürchterlich“, beklagten sich die beiden weiter. „Ihr hättet mich eben ausreden lassen müssen“, bemerkte der Feuersalamander.
Und jetzt komme ich, „Weiser Weissbart“, ins Spiel. Ein Bote der „Die auf Molchen und Fröschen“ reiten kam zu mir und berichtete, was den beiden jungen Frauen zugestoßen war. Ich wusste natürlich, was zu tun war. Auf der großen Wiese wuchs der Spitzwegerich, eine Pflanze, die Linderung und Heilung bot. Ich suchte vorsichtig die Wiese nach ihm ab, denn man weiß ja nie wer einen alles auf so einer recht offenen Fläche beobachtet. Als ich die Heilpflanze gefunden hatte, schnitt ich mit meinem Steinmesser ein Blatt der Pflanze ab. Wenn man das Blatt zerreibt, kann man etwas Saft gewinnen, der „Glanzhaar“ und „Schönbein“ Linderung verschaffte, aber vor allem „Schönbein“ mit ihren langen, fast nackten Beinen quengelte noch ziemlich lange vor sich hin.
Nun kümmerte ich mich um „Kleiner Drache“, der zwar bei uns hätte bleiben können, aber ohne Artgenossen wohl sehr einsam wäre. Ich wusste, dass es ganz im tief Süden, weit hinter dem großen Fluss, noch Wesen seiner Art gab. Aber wie konnte er dort hingelangen? Schwimmen ging nicht, weil es keine durchgehende Verbindung aus Wasserwegen gab. Auf den Beinen ging es auch nicht, der Weg war viel zu weit und führte lange durch das gefährliche Gebiet der Riesen. Also blieb nur der Weg durch die Luft. „Die in der Luft schweben“ konnten aber so eine große Last nicht tragen.
Was also nun? Ich dachte kurz an „Nimmersatt“, den Reiher, aber ich war mir nicht sicher, ob er der Versuchung widerstehen konnte, den Feuersalamander zu fressen. Auch wenn ihm das den Mund verbrennen würde. Dann fiel mir aber zum Glück „Fliegt gern weit“ ein, eine Kanadagans, die uns gelegentlich besuchte. Sie war stark genug, „Kleiner Drache“ bis zu den Bergen hinter dem großen Fluss zu fliegen. Gedacht, getan. „Fischbrötchen“, eine Lachmöwe, machte sich auf die Suche nach „Fliegt gern weit“.
Schnell hatte sie die Kanadagans gefunden und kehrte zusammen mit ihr zurück. Damit sie sich nicht auch verbrannte wickelten wir den Feuersalamander noch in ein paar große, feuchte Blätter. „Ich danke euch für eure Hilfe, nun bin ich endlich frei und treffe andere meiner Art“, bedankte sich „Kleiner Drache“ überschwänglich. Und schon erhoben sich die beiden in die Luft und entschwanden Richtung Süden.
So, das war das ganze Abenteuer. Naja, fast, für „Glanzhaar“ und vor allem „Schönbein“ dauerte das Brennen und Jucken noch etwas länger.
Bis bald, dann gibt es eine neue Geschichte.
Text: Michael Dodt, Zeichnungen: Manuela Tolksdorf
Langsam wird es wärmer und die Tage werden nicht nur heller, sondern auch länger. In der Natur beginnt sich so einiges zu regen und zu sprießen. Zu den ersten Frühblühern gehören Gänseblümchen, Tausendschön oder Leberblümchen, unter den Zwiebelblumen sind Schneeglöckchen, Krokusse und Narzissen mit die ersten, die ihre Blütenpracht zeigen.
Doch warum blühen manche Pflanzen so früh im Jahr, wenn es oft noch sehr kalt ist und auch die Tage noch recht kurz sind? Ein Grund dafür sind knappe Vegetationsperioden durch kurze oder trockene Sommer, ein zweiter gilt vor allem für Waldblumen. Die müssen ihre Blütezeit beenden, bevor sich das Blätterdach der Bäume schließt und sie kein Sonnenlicht mehr abbekommen.
Unter den Bäumen und Gehölzen gehören Forsythie, Weide, Magnolie und Haselnuss zu den ersten, die unsere Umwelt bunter machen.
Auch bei den Vögeln gibt es so einige, die schon im Februar oder März mit dem Brutgeschäft beginnen. Darunter sind Singdrossel, Amsel, Reiher oder auch der Waldkauz. Um sie dabei zu schützen, dürfen Hecken und Bäume ab dem ersten März nur noch in Ausnahmefällen beschnitten werden.
Neben der ersten Farbenpracht sind jetzt also auch gut Vögel zu beobachten, die Material zum Bau oder zum Ausbessern ihrer Nester suchen. Sie sind auch leichter zu entdecken, weil viele Bäume und Sträucher noch keine Blätter austreiben.
Nicht zu vergessen sind die ersten Hummeln, die jetzt schon durch die Frühlingsluft summen. Manchmal haben sie aber durch die Kälte noch nicht genügend Energie um lange durchzuhalten, wenn ihr also eine notgelandete Hummel am Boden sieht, hebt sie vorsichtig mit einem Blatt Papier oder der EC-Karte auf und tragt sie zu einem sicheren Ort. Wenn es in der Nähe von eurem Zuhause ist, freut sie auch sehr über etwas lauwarmes Wasser mit Zucker von euch.
Also nichts wie auf zu einem Besuch bei uns – auf dem Erlebnispfad Alraune!
Auch wenn der Himmel grau und es draußen nasskalt ist, auf unserem Naturerlebnispfad gibt es immer etwas zu entdecken. Es blüht zwar fast nichts mehr, die meisten Bäume und Sträucher haben ihre Blätter abgeworfen und viele Tiere wie Frösche, Molche und fast alle Insekten haben sich zurückgezogen.
Foto: Robert Brinckmann
Aber gerade jetzt gibt es bei uns noch viel zu entdecken. Vor allem die liebevollen Details, die sich überall an unserem Naturerlebnispfad „verstecken“. Da gibt es Fabelwesen wie Elfen und Kobolde, kleine Kunstwerke aus Holz und Stein, Spiralen, Skulpturen von Tieren oder Sagengestalten und noch vieles mehr.
Foto: Robert Brickmann
Auch die Vögel, die nicht in den warmen Süden gezogen sind, sind jetzt leichter zu beobachten, weil viele Äste und Zweige kahl sind. Besonders an den Futterplätzen lassen sie sich oft blicken. Das Gleiche gilt natürlich auch für die kleinen Räuber, die Eichhörnchen.
Foto: Michael Dodt
Dazu gibt es ein wärmendes Lagerfeuer und das selbstgeröstete Stockbrot schmeckt im Winter besonders gut. Also kommt vorbei und besucht uns!
Nun fehlt nur noch eine Anmeldung unter Telefon 040 – 209 05 009 oder per Mail:
team@naturerlebnispfad-alraune.de, wir freuen uns auf euch!