Der Alraune-Naturerlebnispfad. Die Idee und wie es mit ihr weitergeht.
Liebe Besucher, liebe künftige Besucher des Naturerlebnispfades der Alraune gGmbH,
besser als wir es können, schildert uns André (6 Jahre alt) auf seinem Bild, was er bei uns
unterwegs auf dem Naturerlebnispfad durch ein Stückchen sorgsam geschützter Natur mitten in der Großstadt gesehen und erlebt hat. Ihnen und uns, dem für den Naturerlebnispfad tätigen Team, erlaubt dieses „Dokument“ eine gewisse „Überprüfung“, ob unser Anliegen, den Kindern der Stadt Erlebnisse in und mit der Natur zu ermöglichen, echte, bleibende Resonanz bei ihnen findet. Wir meinen: Ja.
Der Naturerlebnispfad: Lernen durch erleben, entdecken und erfahren.
André zum Beispiel, führt uns mitten hinein in die manchmal dunkle, manchmal helle Welt der Krabbeltierchen. Die können dicht unter dem Boden und dem für die Natur so wichtigen Totholz leben, das mit seinem zunehmenden Verfall für den notwendigen Humusnachschub im Wald sorgt. Bei den überirdisch lebenden Verwandten der dort hausenden Arten, geht es dann schon farbiger zu. Ob André mit dem auf rotem Kleid schwarz gepunkteten Käfer einen Marienkäfer gemeint hat? Schwierig, das aus dem Bild herauszulesen. Doch diese Art der Stimmigkeit in der Wiedergabe des Gesehenen ist auch gar nicht so wichtig. Denn André entwickelt hier frei seine Beobachtungsgabe und entwickelt sie selbstständig. Darum geht es. Sorgfältig stattet er alle von ihm entdeckten „Minimonster“ dann auf seinem Bild mit sechs Beinen aus. So wie er es ganz richtig als allgemeines körperbauliches Merkmal dieser Krabbler wahrgenommen hat.
Doch längst nicht nur die haben bei André erkennbar Eindruck hinterlassen. Er schildert uns seine Wahrnehmungen und sein emotionales Erleben der ganzen lebendigen Natur um ihn herum, vom Erdboden bis hinauf zu den Baumkronen. Er erfasst zwischen Erdboden und Baumkronen unterschiedliche lebensräumliche Zonen, in denen mal unterirdisch gekrochen, mal überirdisch gelaufen und darüber dann geklettert und geflattert wird. Er nimmt sich ganz richtig die künstlerische Freiheit, das als eine Collage festzuhalten und maßstäblich das hervorzuheben, was ihn besonders beeindruckt hat. Zeitgleich lässt er auf seinem Bild die Sonne vom Himmel scheinen und den Regen aus den Wolken fallen. Intuitiv erfasst er diese elementaren Bedingungen für alles Leben in der Natur.
Unsere Angebote, unsere Möglichkeiten für KITA und Grundschule.
Ist das ein Regenbogen, den André da unten rechts in der Bild Ecke gemalt hat? Welches blaue Vogelwesen stelzt da auf langen Beinen und Watschelfüßen durch sein Bild? Kinder wollen, dass wir sie nach ihren Erlebnissen fragen. Sie wollen sie mitteilen, denn so können sie ihre Eindrücke und Erkenntnisse reflektieren und festigen. Darauf achten wir in der Begegnung mit den Kindern. Das ist es im Kern, was wir den Kindern auf dem Naturerlebnispfad ermöglichen wollen. Ein möglichst freies Erleben, Entdecken und Erfahren von Natur, so wie wir sie in einer vom Menschen fast durch und durch gestalteten Umwelt vorfinden können. Wir wissen, dass ein immer nur „idealtypisch“ gesetztes Ziel sein kann. Aber wir wissen auch, dass Lernen unter solcher Voraussetzung am besten gelingt. Weil es auf der Eigenmotivation der Kinder beruht.
Spielerisch lernen! Das Spielen wieder lernen!
Wir wollen eine möglichst stetig erreichbare Ergänzung zum vorschulischen und schulischen Lernen in der KITA und in der Grundschule für die Kinder anbieten. Dort kann die Natur z. B. in den Sachkundeunterricht auf vielfältige Weise hinein geholt werden. Wir bieten an, die Kinder in die Natur zu holen und sie dort etwas erleben, entdecken und erfahren zu lassen. Informieren Sie sich dazu gern unter unserer Rubrik „Naturerlebnispfad“, welche Stationen wir auf dem Pfad dafür bereithalten.
Ein Beispiel dafür, dass Sie hier auf der Website unter „Stationen“ finden, ist unser Barfußpfad. Dort haben wir einmal in je einzelnen Flächen hineinsortiert, auf welchen ganz unterschiedlichen Böden und Untergründen wir in der Natur so laufen – und „natürlich“ meistens in Schuhen. Aber wie fühlt sich das dann direkt auf den Fußsohlen an, wenn es wortwörtlich über Stock und Stein, über Humuserde, Sand, Tannenzweigen oder gar durch richtigen echten Matsch geht? Die meisten Kinder drehen gleich mehrere Runden hintereinander. Und für sie hat die „Abteilung Matschwaten“ immer die größte Aufmerksamkeit.
Auf dem Barfußpfad muss von uns nichts erklärt werden. Die Kinder erfassen und erproben selbst, wie sie sich auf den Untergründen bewegen können, auf welche Arten sie die ertasten können, wie sich was wie anfühlt und wie vorsichtig oder forsch man welche Stellen angehen kann. Das geht bis zur Erfahrung gleichzeitig auftretender, sich dabei widersprechender, ambivalenter Gefühlerfahrungen. Wir haben schon Kinder gesehen, die liefen mit einem langgezogenen „IIIIHHH“ durch den Matsch, das die Erfahrung dieses zwiespältigen „gruselig-kribbeligen Genusses“ genau zum Ausdruck brachte. Kinder streben es ganz von allein an, ihr emotionales Erleben und kognitives Wahrnehmen zu entwickeln und auszudifferenzieren. Die Natur bietet ihnen dafür die besten Möglichkeiten.
Wir wundern uns nicht, wenn gerade Großstadtkinder auch mal vor „Schmutz“ zurückschrecken, wenn sie vor allem, was allzu stachelig, glitschig, kratzig oder giftig erscheint, erst einmal „übertrieben“ zurückschrecken. Zum einen kann Vorsicht durchaus geboten sein. Darauf achten wir. Zum anderen: Woher sollen sie die Erfahrung mit dem rutschigen Bachufer, den Brenneseln und Brombeeren der „ganz normalen Natur“ auch nehmen? Es geht in der Regel ganz schnell, dass sie sich in ihr wach und immer geübter zu bewegen beginnen und ihren Sinnen und Emotionen, ihrer Phantasie und ihren Gedanken in dieser gegenüber der Stadt ganz anderen Erlebniswelt freien Lauf lassen können.
Sie entwickeln dabei sowohl ihre Selbstständigkeit, wie ihr Bedürfnis nach sozialem Zusammenhalt. Einige der Kinder gehen nur sehr zögerlich oder gar nicht auf den Barfußpfad oder an andere Erlebnisangebote heran. Bei uns wird dazu keines auch nur „angehalten“ oder gar gezwungen! Wer will, der versucht sich neben dem Barfußpfad eben an den dort aufgestellten anderen Spielmöglichkeiten. Ermunterung ist wichtig. Die gegeben sich die Kinder auch selbst: „Komm, mach mit.“ Dann sieht man dann das eine Mädchen, das die Freundin erst mal an die Hand nimmt und dann geht es zusammen los, auf den Barfußpfad, auf Steg am Bachufer oder an die Kletterseile. Wir wollen mit dem Naturerlebnispfad einen Raum in der Großstadt für Kind gerechte Erfahrungen anbieten, in dem sie sich erproben können. Deshalb passen wir passen auf – und schrecken bei unseren Expeditionen in die „Wildnis“ vor Matsch und Totholz, vor Brombeerstrauch und Bachufer
nicht zurück.
Selber machen: Erleben und entdecken. Forschen und fragen. Selbst werden.
„Nein. Das kann ich schon alleine!“ Diesen mit zugleich Protest, Stolz und Selbstbewusstsein ausgesprochen Satz hören wir gerade bei unsern jüngsten KITA-Knirpsen hin und wieder einmal, wenn wir Hilfestellung anbieten wollen. Wir freuen uns, das zu hören! Unsere aller Jüngsten sind gerade aus der Phase heraus, wo sie ihre Eigenwirksamkeit entdeckt haben und sie dann mit Feuereifer weiter entwickeln wollen. Genau das soll auf dem Naturerlebnispfad geschehen. Mit zunehmendem Alter wechseln sich dann Unterstützung durch uns und das selber Tun ab mehr und mehr ab. Entscheidend ist, dass die Kinder so oft wie nur möglich selbst das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Das heißt in unserem Fall die Becherlupe, den Kescher und die Rindenstücke – und ganz vorsichtig auch mal den kleinen Molch und alles was sonst noch kriecht und krabbelt. Hier geht es um das forschende Lernen. Das bedeutet dann, den ganz natürlichen Entdecker- und Forscherdrang der Kinder, mit Sinn und Blick für den sorgsamen Umgang mit aller lebenden Natur zu verbinden. Kinder begreifen das in der Regel sehr schnell.
Ganz vorsichtig wird der Molch auf seiner glitschig anmutenden Haut gestreichelt, die sich dann unvermutet samtig anfühlt. Der Molch regt sich nicht das kleinste Bisschen. Ist der jetzt tot? Nein der tut nur so. Sich tot stellen ist für ihn ein Schutz. Dann mag ihn keiner mehr fressen. Man merkt es den Kindern an, wie spannend, neu und aufregend das ist. Für den Molch ist die Forschungsaktion eine gehörige Portion Stress! Hier müssen die Kinder einen nicht geringen inneren Kampf mit sich ausfechten. Am liebsten würden sie das Tierchen mit nach Hause nehmen! Es weiter haben können und weiter beobachten, was der kleine lebendige Spielzeugdrache so alles macht. Dass der Molch diese Rolle nur um den Preis seines Lebens würde spielen können, müssen wir dann erklären.
Kann der bei mir nicht im Einmachglas wohnen?
Nein, zu klein. Und Du würdest kein Futter für ihn finden.
Warum? Was frisst der denn?
Für diese Überzeugungsarbeit braucht es meist nicht lang. Zum beschriebenen, ganz normalen Impuls der Kinder, kommt rasch ein Begreifen dazu, dass ein echtes Tier seine Freiheit braucht, um leben zu können. Im Gegensatz zum Spielzeugdrachen, fordert es Respekt und Rücksichtnahme auf seine Bedürfnisse, hinter denen die Wünsche der Kinder zurückstehen müssen. Da finden die Kinder zu einer echten Verzichtsleistung, die ihnen zu einer neuen Haltung zum Tier verhilft. Sie entwickeln schnell einen Beschützerinstinkt, schlüpfen mit Stolz in die Rolle der Retter und entlassen ihre Forschungsobjekte in die Freiheit. Aber natürlich wollen sie die beim nächsten Besuch wiedersehen. Dann wiederholen sie beim Erzählen ihr neues Wissen – und achten sehr darauf, dass es den Molchen gut geht.
Zum Schluss.
Konnten wir Ihnen einen Eindruck geben, was wir erreichen möchten und wie wir arbeiten wollen?
Für Anfragen von Ihnen sind wir immer offen. Und: Wir sind alle „Laien“ in Sachen Natur und Pädagogik. Wir brauchen auch Ihre Erfahrungen als Eltern und ihren Sachverstand als Pädagogen und Naturkurkundige. Wir greifen Ihre Ideen gern auf und prüfen, ob wir sie umsetzen können. Sie können zu Erkundungs- und Vorgesprächen zu uns kommen und soweit möglich, wir zu Ihnen in die KITA oder die Grundschule. Sie können uns einmalig mit wechselnden Kindergruppen besuchen und natürlich mit derselben Gruppe wieder kommen. Ein besonderes Angebot dabei ist die kleine Imkerei hier auf dem Gelände und Angebote zu allen Themen darum herum. Sie sind herzlich eingeladen.